Zwischen Schilda und Big Brother

Leserbrief zu „Überwachung per Video an der Schule“, Courier vom 15. Juni 2019

Originell ist die Idee der Videoüberwachung unserer Schule ja nicht – eher dem Zeitgeist geschuldet. Wir Bürger wissen von Überraschungen verschiedenster Art, zum Beispiel in Einkaufszentren, Sportstätten, auf Marktplätzen, in Behörden und Haushalten. Und wir wehren uns nicht, haben uns damit abgefunden. Big Brother ist unser ständiger Begleiter. George Orwells Roman „1984“ kommt mir in den Sinn. Aus Utopie wurde Realität. Aber auch Schilda scheint mir eine weitere Quelle der Inspiration unserer Dorfpolitiker zu sein. So wie in Schilda der Sonnenschein in Säcken gefangen wurde, sollen Vandalen mit Videokameras gestellt werden. Dazu sollte man aber wissen, dass es sich bei diesen Übeltätern vorwiegend um Jugendliche handelt.

Verbotsschilder schrecken sie nicht ab, sondern bestärken sie eher in ihrem Tun! Mutproben eben – wer von uns war nicht jung? Und einige der Jungen verstehen kein Deutsch. Wie wäre es mit Schildern in verschiedenen Sprachen? Und wegen der Dunkelheit bitte mit Beleuchtung. Ich rate zu Strahlern mit Bewegungsmeldern. Was fehlt, ist ein Vermummungsverbot und die Erlaubnis-Ausgabestelle für den gemeinen Boostedter Bürger. Nur so weist der Beschluss eventuell über Schilda hinaus. Also her mit der schönen neuen Welt! Danke für die längst fällige Initiative der Boostedter Groko. Diethard Kurzer Boostedt

 

Leserbrief
Jugendarbeit statt Kameras
Leserbrief zum Leserbrief von Diethard Kurzer „Zwischen Schilda und Big Brother“, Courier vom 21. Juni.19

Herr Kurzer bringt in seinem Leserbrief den Vergleich zwischen Schilda und Big Brother, und er spricht mir aus der Seele.
Mit Videokameras will man die Übeltäter für den Vandalismus und die Schmierereien nun endlich dingfest machen. Das beantragt von einer Fraktion, die sich auf Bundes-, Landes- und Kreisebene dagegen ausgesprochen hat. Jetzt wird jede Menge Geld durch die öffentliche Hand ausgegeben – zur fragwürdigen Behandlung der Symptome. Vielmehr sollte man sich jetzt damit beschäftigen, die Ursache anzugehen.
Unsere Jugend benötigt endlich einen attraktiven Treffpunkt. Zurzeit gestaltet sich die Jugendarbeit trotz mühsamen Engagements in einem kleinen Kellerraum ohne WC und Sanitärraum. Das ist mehr als ein stiefmütterliches Schattendasein.
Auch für meine jetzt erwachsenen Kinder hätte ich mir dies schon vor 20 Jahren gewünscht. Der Schulhof war schon immer Treffpunkt der Jugend, da es ja nie eine Alternative gab.
Für mehr Jugendarbeit wäre das Geld wesentlich besser eingesetzt. Die durch die kleine Fraktion beantragte Beleuchtung, gesteuert über Bewegungsmelder, wurde von der Groko als unzureichend abgelehnt. Eine Hoffnung gibt es noch. Das Bildungszentrum wird erst 2020 begonnen und im Frühjahr 2021 fertiggestellt. Vielleicht Zeit genug, dass mancher Politiker sich noch eines Besseren besinnt.

 

Rainer Reiter Boostedt


Leserbrief dazu!

 

Artikel vom 28.10.2019 („Kita – Außenstelle bekommt Anbau“

 und „Jugendliche wollen mitreden“.

Mit Interesse habe ich Ihre Berichte über die Debatte im Jugend– und Sportausschuss in Boostedt sowie in dem Zusammenhang die Forderung der Jugendlichen in Neumünster für die notwendige Einrichtung eines Jugendbeirates im Rahmen der offenen Jugendarbeit gelesen.

Ich möchte Herrn Windisch in seiner Einstellung und Kritik zur mangelnden Jugendarbeit in Boostedt zustimmen. Ja, es stimmt, dass in Boostedt viel Geld für die „Kleinen“ der Kita und der Schule (ich sage nur: Bildungszentrum, A5 - Gebäude und die Aufenthaltsräume für eine Tagesmutter in der Wohnung, Hof Lübbe) sowie für die Senioren  mit dem damaligen Sonder-anbau im Hof Lübbe ausgegeben wurde und weiterhin ausgegeben wird, und das ist auch gut so.

 

Aber es stimmt auch, dass leider die Schüler und Jugendlichen in Boostedt, also die 7 – 18 – jährigen, äußerst stiefmütterlich behandelt werden. So steht im Sportlertreff im Keller nur ein verhältnismäßig kleiner Raum mit kleinen Oberlichtern als Fenster zur Belichtung und Belüftung zur Verfügung. WC – oder Sanitärbereich = Fehlanzeige. Hinzu kommt ein kleines Gartenhäuschen, das von einem Gewerbebetrieb gestiftet wurde.

 

So wie es heißt, hat die jahrlange Betreuerin der Jugendlichen, die äußerst gute Arbeit mit den zur Verfügung stehenden geringen Möglichkeiten geleistet hat, ihre Tätigkeit zum Jahresende gekündigt, so dass die Jugendarbeit ab dann in Boostedt nicht nur bescheiden, sondern wahrscheinlich überhaupt nicht mehr stattfinden wird. Als Vater von zwei Kindern weiß ich das Mitteilungsbedürfnis der Kinder und Jugendlichen zu schätzen und dabei geht es nicht nur um spielerische Aktivitäten, sondern auch um das Bedürfnis der Mitbestimmung im Rahmen der politischen Angelegenheiten.

 

Es stimmt leider auch, dass in den letzten Wochen von irgendwelchen Jugendlichen in dem Bereich Vandalismus betrieben wurde, was selbstverständlich absolut nicht toleriert werden kann. Fest steht dabei jedenfalls, dass die betreuten Jugendlichen daran nicht beteiligt waren.

 

Die Betreuung der Jugend kann man nicht einfach aussitzen und vor sich herschieben. Warum werden die Jugendlichen und Schüler in die Zukunftsüberlegungen nicht mit eingebunden und nach ihren Wünschen befragt? So wie es einen Seniorenbeirat seit Jahren in Boostedt mit großem Erfolg gibt, sollten doch auch die Jugendlichen als Jugendbeirat ihre Meinungen und Wünsche in die politischen Gremien und Ausschüsse selbstbewusst und unabhängig einbringen. Trauen wir unserer Jugend diese Eigenständigkeit nicht zu?

Wir sollten mehr und vor allem zügig in die Jugend investieren, damit auch der Frust abgebaut oder gar nicht erst erzeugt wird, den manche Jugendliche durch mangelnde Berücksichtigung in ihrem Umfeld aufbauen.

 

Christian Dollowski

 Boostedt