Alexandra Bury BOOSTEDT
Die Gemeinde Boostedt soll nun doch eine Fahrbücherei bekommen.
Der während der coronabedingten öffentlichen Sitzungspause in einem interfraktionellen Treffen gefällte Beschluss für einen stationären Bücherbus (der Courier berichtete) an der Schule wurde bei der Gemeindevertretersitzung mehrheitlich gekippt.
(Anmerkung UWB: Es gab keinen Beschluss.)
„Wir empfehlen eine Fahrbücherei, weil die Kosten kalkulierbarer sind als bei einem stationären Bus.
Der Bus am festen Standort müsste beheizt und gegen Vandalismus versichert werden, eventuell fallen Reparaturkosten an. Außerdem könnte es passieren, dass Flüssigkeiten auslaufen und so das Schulgelände kontaminieren. Zudem fehlt ein geeigneter Parkplatz. Bei ungefährer Preisgleichheit mit dem stationären Bus bevorzugen wir die Fahrbücherei“, begründete CDU-Fraktionssprecher Wolfgang Brückner den Schwenk.
Ohne die Risikofaktoren belaufen sich die Kosten für einen stationären Bus laut Ausarbeitung der Verwaltung auf mindestens 18.000 Euro pro Jahr.
Für die nun beschlossene Fahrbücherei fallen laut Verwaltungsmitarbeiterin Ann-Christin Hamann folgende Kosten an: „Es wird ein Kopfsatz von 3,08 Euro pro Einwohner fällig.“ Laut Verwaltung sind in Boostedt aktuell rund 7300 Einwohner gemeldet, davon lebten in der zweiten Juniwoche 492 in der Landesunterkunft für Flüchtlinge. Dementsprechend belaufen sich die Kosten auf rund 22.500 Euro.
Gegen den Beschluss wehren sich jetzt Einwohner von Boostedt mit einer Unterschriftenliste. Sie liegt seit Dienstagnachmittag in der Bücherei aus und hatte am selben Nachmittag schon 25 Unterschriften. Initiiert hat die Aktion Heike Umminger. Die Boostedterin erklärte: „Wir fordern einen festen Standort, den man flexibel nutzen kann wie bisher. Außerdem ist Frau Grabowski eine kompetente Beraterin. Alle drei Wochen ein Halt ist viel zu wenig. Unsere Nutzungsgebühr sieht diese seltenen Besuchszeiten auch nicht vor. Ist jemand aus beruflichen Gründen am Fahrbücherei-Termin verhindert, muss er lange warten.“
Dass die Anfahrt nur alle drei Wochen erfolgen soll, konnte der Leitende Verwaltungsbeamte Sven Plucas nicht bestätigen: „Das muss erst noch mit der Büchereizentrale geplant werden.“
Die Büchereileiterin Susanne Grabowski ist Angestellte der Gemeinde. Während der rund eineinhalb Jahre, in der die Fahrbücherei Boostedt anfahren soll, werde sie eine andere Stelle in der Gemeinde bekommen, erklärte Boostedts stellvertretende Bürgermeisterin Birgit Vonderschmitt: „Es besteht die Möglichkeit, Frau Grabowski in schulische Aufgaben einzubeziehen.“
In den Sommerferien wird ein alter Schultrakt der Grund- und Gemeinschaftsschule abgerissen, damit das Bildungszentrum errichtet werden kann. Für die an der Baustelle gelegene Bücherei soll die Fahrbücherei während der Bauzeit eine Übergangslösung sein. Nach den Bauarbeiten soll die Bücherei wieder in das bisherige, aber dann sanierte Gebäude ziehen. Zwischengelagert werden die Bücher, Comics, Hörspiele und Filme auf dem Dachboden von Hof Lübbe.
Mit der Einrichtung einer Fahrbücherei war die Unabhängige Wählergemeinschaft Boostedt (UWB) nicht einverstanden. „Wir beantragen die vorübergehende Unterbringung der Gemeindebücherei im Bereich des Seniorenclubanbaus im Hof Lübbe. Die Vorteile sind eine ständige Öffnung unter fachlicher Beratung von Frau Grabowski, ein Wlan-Anschluss, ein barrierefreier Zugang auch für ältere Einwohner, die tägliche Zugänglichkeit für die Schüler, die Nutzbarkeit der WC-Anlagen“, erklärte der UWB-Vorsitzende Peter Windisch. Der Seniorenclub sei zudem bereit, seine Spielenachmittage aus dem kleinen Raum in den großen zu verlegen.
Der Antrag wurde mit der Mehrheit von CDU, SPD und FWB abgelehnt, der Finanzausschussvorsitzende Michael Feldmann (CDU) enthielt sich.
Gabriele Luka-Reiter (UWB), Vorsitzende des Kulturausschusses, kritisierte die Entscheidung als zu teuer: „Ich bin entrüstet über diese Steuerverschwendung. Es hätte wesentlich günstigere Möglichkeiten gegeben.“
Wolfgang Brückner begründete die Ablehnung der CDU auch damit, dass die Nähe zur Schule wichtig sei, um die Schüler ans Lesen zu holen. Bürgermeister Hartmut König sprach sich ebenfalls gegen die Ersatzlösung im kleinen Raum des Hof Lübbe aus: „Wir brauchen diesen Raum für Besprechungen.“